April 2020, Burgenland.

Den tiefsten Lockdown verbrachte ich: Julia, damals 20 Jahre jung, mit meiner Familie bei uns zu Hause im Burgenland. So wie für die einen das tägliche Pam Workout den neuen Alltag prägte, waren es bei uns tägliche kulinarische Herausforderung, denen sich vor allem mein Vater erfolgreich stellte. Eines verzweifelten abends haben wir unseren kleinen, aber feinen Weinkeller durchforscht und durchkostet. Sowohl private Begeisterung als auch önologische Gene, die auf die engere Verwandtschaft mit der Winzerfamilie Gesellmann zurückzuführen sind, gestalteten in Folge zahlreiche Unterhaltungen am Abendtisch über die Materie Wein zwischen meinem Vater und mir. Die Frage „Papa, dieser Wein schmeckt ja richtig gut, ist der teuer?“ war wohl der ausschalgebende Stoß, der weitere Gedankensprünge in mir auslöste. Denn tatsächlich war der mir damals so wohl bekommene Wein nicht wirklich teuer, doch vermarktete sich nur mit seinem so edel gestalteten Etikett als eher konservativ und preislich für eine junge Studentin wie mich unerreichbar. In meinen Augen: unsexy!

Ein Wein, der gut schmeckt, der qualitativ wertvoll, doch preislich studentenkonform ist und mit einem Etikett bekleidet ist, das nach „jung“ und „kreativ“ förmlich schreit… Ein Wein, den ich immer und überall mitnehmen kann und bei dem ich weiß, dass er bei jedem Vorglühen von feierfreudigen Freunden und Freundinnen herzlichst empfangen wird. So ein Wein muss her. Hipster Biere, hipster Gins und andere hipster Spirituosen gibt es immer hin schon genug… Zeit, dass sich jemand in konservative Fässer der Weinkultur zu springen traut und der jungen trinkfreudigen Gesellschaft ihre Kaufentscheidung vor einem heiteren Abend erleichtert.